Kiko Pedrozo stellt Harfen in den Dienst der Weltmusik

Vom 07.04.2008
 
bn. DEXHEIM Wer "Guantanamera" oder "La Cucaracha" erwartet hatte, war vergebens in den Kulturkeller nach Dexheim gekommen. Zwar war und ist der Harfenvirtuose Kiko Pedrozo hier und da immer noch mit seinen "Paraguayos" unterwegs, hat jedoch in seinem seit mittlerweile 30 Jahre dauerndem Leben in Deutschland mit etlichen Partnern ein äußerst vielseitiges musikalisches Dasein entwickelt. So begrüßte Wolfgang Weyell den gut gelaunten Mann aus Südamerika an diesem Abend zusammen mit Hansi Zeller am Akkordeon. Und die beiden Musiker lieferten einen Strauß bunt gemixter Weltmusik beim begeisterten Publikum im voll besetzten Keller ab.
Lateinamerika meets Allgäu: Der Cross-over aus Anden-Folklore und "Boarischem", aus Tango und Musette-Walzer, angereichert mit Eigenkompositionen und Improvisationen, sorgte für spontane Beifallsrufe. Kiko und Hansi, die sich aus der Band des Münchener Sängers und Liedermachers Franz Benton kennen, wechselten einander bei der Melodieführung ab und spielten sich die klanglichen Bälle gekonnt zu.
Drei Harfen hatte der Virtuose im Gepäck - "und dabei sind wir in einem VW-Lupo unterwegs", heischte Zeller um Mitleid. Dass jeder der beiden als ausgemachter Virtuose gilt, stellten die zwei in Bayern beheimateten Künstler umgehend unter Beweis. Hier entfleuchte dem Akkordeon eine Meeresbrise, während der Harfenist eine Urlaubsreminiszenz aus dem spanischen Almería intonierte, dort entwich ein Pfeifen gleich der Lokomotive, die den aufgeregten Heuschreck verfolgte. Mal wurde "El choclo", der Maiskolben, lebendig, dann wieder ließ "El pájaro campana", der im Urwald beheimatete, laut singende "Glockenvogel", per Harfe seine Stimme ertönen.
Mit acht Jahren begann Kiko Pedrozo mit dem Harfespiel. Jenseits der heimatlichen Folklore scheute er nie vor anderen musikalischen Stilrichtungen zurück, arbeitete sie in eigene Kompositionen ein und spielte mit vielen namhaften Künstlern. So war er Mitglied der "Sounds Of Island"-Band des bayrischen Wortakrobaten Willy Astor, ist seit 15 Jahren Partner von Franz Benton und hat jetzt mit dem studierten Musiker Hansi Zeller, mit dem er seit drei Jahren zusammenspielt, ein anspruchsvolles Repertoire erarbeitet, bei dem jeder das Beste aus sich und seinem Instrument herausholt.
Und Kiko Pedrozo erweckt nicht nur die Saiten seiner Harfen per Zupfen, Schlagen und Streichen zum Leben. Seine Stimme auf Spanisch und in der Heimatsprache Guarramí ließ viele Zuhörer bedauern, dass nicht noch mehr Gesangsnummern auf dem Programm des Abends standen.